Der Begriff Gender Dysphoria wird auf der Seite der American Psychiatric Association (APA) gut beschrieben. Im Wesentlichen betrifft sie den Konflikt zwischen jenem Gender, das einer Person zugewiesenen wird und jenem, mit dem sich die Betroffenen tatsächlich identifizieren. Was lange als psychiatrische Auffälligkeit klassifiziert wurde, erfährt heute einer weit differenzierteren Betrachtung – glücklicherweise!
Weg von der degradierenden Pathologisierung bewegt sich der Trend hin zu einer respektvolleren Haltung gegenüber den Betroffenen. Dies zeigt sich auch in unserem Umgang mit der Sprache. So haben die Personalpronomen “he” und “she” im englischen Gesellschaft vom genderneutralen Pronomen “they” erhalten. Derart tiefe Eingriffe in unsere alltäglichen Sprachgewohnheiten lösen Debatten aus, die weit über die Kreise der Betroffen hinaus reichen. Während in den USA noch kontrovers über die Verwendung von “they” diskutiert wird, sind die Schweden in diesem Bereich schon einen Schritt weiter. In dem mir sehr vertrauten skandinavischen Land gibt es offiziell neben den Wörtern für „er“ (han) und „sie“ (hon) das geschlechtsneutrale persönliche Fürwort hen. Es kann z. B. eine transsexuelle Person mit neutraler Geschlechteridentität beschreiben oder eine Person unbekannten oder unbestimmten Geschlechts. Spätestens 2012 war hen im Sprachgebrauch aufgetaucht und verbreitete sich so stark, dass die schwedische Akademie das Wort 2014 in ihre Wortliste aufnahm. Im April 2015 fand „hen“ Aufnahme im offiziellen Wörterbuch der schwedischen Sprache. Sprache ist etwas Lebendiges. Ständig in Bewegung, bildet sie gesellschaftliche Veränderungen ab und definiert unsere Haltung wie kein anderes Medium. Wenn also mit diesen Veränderungen ein Schritt hin zu mehr Respekt gegenüber den Betroffenen gelingt, dann sollten wir diese Veränderungen nicht nur begrüssen, sondern so ernst nehmen, wie die Menschen, die wir damit bezeichnen.